Was wir gelernt, worüber wir gelacht und was wir verges­sen haben – und was wir ganz bestimmt nicht noch­mal machen. Jeden Frei­tag frisch aus dem Berli­ner Büro.

Knoten­an­ek­do­ten — Die Frei­tags­ko­lumne vom Netz­werk­kno­ten. Grafik: Karl Bredemeyer

Seit eini­gen Wochen beschäf­ti­gen wir uns beim Netz­werk­kno­ten inten­siv mit dem Thema Werte. Wir glau­ben, dass die eige­nen Werte und die der ande­ren zu kennen, ein wich­ti­ger Grund­stein für wert­schät­zende Kommu­ni­ka­tion und Perspek­tiv­wech­sel sind. Heißt, sie sind elemen­tar für das Selbst- und das gegen­sei­tige Verständ­nis in der Orga­ni­sa­tion. In der gemein­sa­men Werte­ar­beit haben wir heraus­ge­fun­den, dass unse­rem Team einige Werte ganz beson­ders wich­tig sind.

Sinn­haf­tig­keit, Vertrauen, Aufrich­tig­keit und Aufge­schlos­sen­heit. Das sind jetzt zunächst einfach Wörter. Buch­sta­ben­kom­bi­na­tio­nen, die wir in Klänge und Vorstel­lun­gen über­set­zen können. Die wir verste­hen, weil wir die jewei­lige Spra­che beherr­schen, über kogni­tive Reprä­sen­ta­tio­nen und einen geteil­ten Bedeu­tungs­kon­text verfü­gen. Mit dem Spre­chen über Werte (oder jegli­che andere zunächst nicht fass­ba­ren Konzepte) mani­fes­tie­ren diese sich erst in der Reali­tät.

Gleich­zei­tig bleibt hier das Problem, dass Worte keine Taten sind, sondern sie maxi­mal zu Taten werden können. Diese Schwelle vom Wort zur Tat ist gerade in der Werte­ar­beit oft heraus­for­dernd. Anstren­gend. Unkom­for­ta­bel. Gleich­zei­tig befrei­end und wahn­sin­nig sinn­stif­tend. Und niemals ohne Konse­quen­zen. Über unsere Spra­che unter­tei­len wir die Werte in einzelne, abgrenz­bare Begriffe. In der Reali­tät sind sie alle mitein­an­der verhakt, bedin­gen sich und brin­gen sich gegen­sei­tig hervor – und manch­mal stehen sie auch im Konflikt zueinander.

Wir brau­chen Mut, um etwas zu verändern

Blei­ben wir bei unse­rer Aufzäh­lung von Sinn­haf­tig­keit, Vertrauen, Aufrich­tig­keit und Aufge­schlos­sen­heit. Vertrauen basiert auf Aufrich­tig­keit, gleich­zei­tig kann sich Aufrich­tig­keit unkom­for­ta­bel anfüh­len. Um Sinn­haf­tig­keit in der Zusam­men­ar­beit beizu­be­hal­ten, ist es manch­mal nötig, sich in die Augen zu schauen und zu sagen, was gerade einfach nicht läuft. Keine so angeh­nehme Aufgabe. In diesem Zwischen­raum, dem Konflikt zwischen mehre­ren Werten, wächst ein neuer: Der Scrum Wert Mut.

Wir brau­chen Mut, um unsere Ansich­ten zu teilen. Genauso brau­chen wir Mut (und Aufge­schlos­sen­heit), sie zu hören. Wir brau­chen Mut (und Vertrauen), um uns auf eine gemein­same Basis zu verlas­sen, auch wenn’s gerade so rich­tig wackelt. Ein Kollege etwa, der offen einen Konflikt im Kunden­sys­tem anspricht, der sehr unan­ge­nehm ist und gege­be­nen­falls zur Eska­la­tion führen kann. Oder auch der Mut, den Status Quo zu hinter­fra­gen, auch wenn es unan­ge­nehm ist als Agile Coach und für das System.

An dem Beispiel wird deut­lich, dass Werte­ar­beit kein emotio­na­les Scrabble ist, wo einfach irgend­wel­che passen­den Worte anein­an­der­ge­legt werden, sondern eine stän­dige Entwick­lung, die physisch und zwischen­mensch­lich erleb­bar wird. Ohne beob­acht­bare, hörbare, erfahr­bare Umset­zung hat sie keinen Sinn.Die Arbeit lohnt sich unse­rer Erfah­rung nach. Ob für die Arbeit als Coaches, im Team, als Trainer*innen oder einfach so im Leben: Für ressour­cen­ori­en­tier­tes Arbei­ten und Perspek­ti­ven­wech­sel ist das Kennen der Werte so wich­tig, weil schon die Refle­xion zu ihnen eine Haltung formt. Und die Haltung bedingt die Perspek­tive auf die Welt.

Wir können also verspre­chen, dass Werte­ar­beit etwas verän­dert. Immer. Verän­de­run­gen machen manch­mal Angst und deshalb brau­chen wir auch hier wieder unse­ren Wert der Woche: Mut. Und wissen Sie was? Es lohnt sich.

Wenn Sie Inter­esse daran haben zu erfah­ren, wie sich das hier Beschrie­bene in der Praxis gestal­tet und umset­zen lässt, laden wir sie herz­lich zu unse­rem Meetup “Werte-Work­shop” am 26. März 2020 in unse­ren Büro­räu­men im Prenz­lauer Berg ein.