Verän­de­run­gen glei­chen oftmals einer Reise: Das gilt für persön­li­che, genauso aber auch für orga­ni­sa­tio­nale. Ausge­hend von einer gewohn­ten Welt begibt man sich in eine noch unbe­kannte. Da erlebt man viel­leicht Aben­teuer, lernt neue Wegge­fähr­ten kennen, ersetzt gewohnte Verhal­tens­wei­sen durch neue und muss das eine oder andere Hinder­nis über­win­den. Bis man schließ­lich an einen Punkt ankommt, in dem sich das vormals unge­wohnte doch auf einmal ganz natür­lich anfühlt. Diese Reise beschrei­ben wir anhand des „Verän­de­rungs­mo­dells“.

Ein solches kann helfen, die eigene Situa­tion aus einer ande­ren Perspek­tive zu sehen, zu verste­hen, dass es evtl. auch ein ganz natür­li­cher Zustand sein kann und daraus ablei­tend zu reflek­tie­ren, was nächste Schritte auf der Reise der Verän­de­rung sein könnten.

Verän­de­rungs­mo­dell — Grafik: Karl Bredemeyer

______________________ gewohnte Welt ____________________________

1. Bekann­tes Umfeld

Es steht für die Umge­bung, in der sich Gewohn­hei­ten und Muster etabliert haben, in der man sich sicher fühlt und die einem als gesetzt und unver­än­dert vorkommt. Dazu gehö­ren Prozesse, Struk­tu­ren und Kommu­ni­ka­ti­ons­wege, die sich etabliert haben. Welche Formen von Zusam­men­ar­beit bilden sich ab und welche geleb­ten Hier­ar­chien und Rollen­ver­tei­lun­gen gibt es? Wie bewegt sich jeder einzelne im System und welche Reak­tio­nen erfährt er/sie auf diese Bewegung.

2. Dring­lich­keit

Dring­lich­keit wird meist im Außen erzeugt, d.h. außer­halb des Systems oder der Orga­ni­sa­tion. Sind es verän­derte Kunden­an­for­de­run­gen oder ein neuer Mitspie­ler am Markt, der es notwen­dig macht, die eige­nen Hand­lun­gen zu über­den­ken. Dring­lich­keit kann natür­lich mehrere Stadien einneh­men, ange­fan­gen von subjek­tiv wahr­ge­nom­me­ner Dring­lich­keit bis hin zu exis­ten­zi­el­ler Bedro­hung durch erste Konse­quen­zen der Verän­de­rung von außen.

3. Verwei­ge­rung

Dadurch, dass man im Laufe seines Lebens Reak­ti­ons­sche­men erlernt und verin­ner­licht hat, werden diese sofort genutzt. Das gilt für Perso­nen wie auch für Orga­ni­sa­tio­nen. Das Vertrauen in sie ist groß und die Durch­füh­rung bereits erprobt, sodass die Hand­ha­bung leicht­fällt. Impul­sen oder frem­den Erfah­run­gen begeg­net man mit Argwohn oder mit Gleich­gül­tig­keit. Die Lösun­gen, die man im Gepäck hat, haben schließ­lich funk­tio­niert und ihre Gültig­keit bewiesen.

4. Koali­tion

Es gibt mehrere Formen, die diesen Schritt beschrei­ben. Viel­leicht ist es ein gutes Gespräch, in dem der Funke über­springt, eine Inspi­ra­tion, die man erhält oder ein aufge­nom­me­ner Impuls, der eine andere Welt beschreibt und eine Lösung für die vorlie­gende Dring­lich­keit bietet. Oder aber es ist ein akti­ves Zutun, indem man sich Mento­ren und Part­ner außer­halb oder im eige­nen System sucht, die gemein­sam eine Vorstel­lung von Morgen herstel­len können.

_______________________ unbe­kannte Welt _________________________

5. Erste Erfahrungen

Das können Expe­ri­mente, Trai­nings oder auch erste Imple­men­tie­run­gen sein, die außer­halb des ursprüng­lich bekann­ten liegen. Vorsich­tig und Schritt für Schritt werden Lern­erfah­run­gen gemacht, die es natür­lich im ausrei­chen­den Maße zu reflek­tie­ren und zu messen gilt, damit ihre Wirk­sam­keit fest­ge­stellt werden kann. Natür­lich fallen diese Dinge leich­ter, wenn man sie nicht allein gehen muss, etwa wenn der Mentor an der Seite verweilt oder die Schritte vom Part­ner mitge­gan­gen werden.

6. Erste Hürden

Nun liegt es aber in der Natur des Lernens, dass es nicht immer beim ersten Versuch klappt. Dabei schlägt man sich den Ellen­bo­gen auf, erhält blaue Flecke oder bricht sich auch mal das Bein. Und trotz­dem ist es so natür­lich und selbst­ver­ständ­lich wieder aufzu­ste­hen und es beim nächs­ten Mal noch einmal zu versu­chen. Das ist meist auch der Punkt, an dem man fest­stellt, dass das Bild von Morgen zwar erst­mal schön aussieht, jedoch schnel­ler im Kopf vorge­stellt als dann tatsäch­lich in Reali­tät herge­stellt ist.

7. Schwar­zes Loch

Während die gewohn­ten Verhal­tens­wei­sen nicht zum Ziel geführt haben, fühlen sich die neuen aber auch noch nicht natür­lich an, sondern eher robo­tisch. Was nun? Oft möchte man am liebs­ten die Zeit zurück­dre­hen, um die ange­sto­ße­nen Verän­de­run­gen erst gar nicht zu star­ten. Oder sich in die Zukunft beamen, in der die neue Welt bereits etabliert ist und sich bereits gut anfühlt. Verzweif­lung, Unsi­cher­heit und Trauer sind in diesem Punkt der Verän­de­rungs­reise vordergründig.

8. Entschei­den­des Ereignis

Hier ist der Wende­punkt der Reise. Man merkt zum ersten Mal, dass die neue Welt sich eben doch ganz gut anfüh­len kann und dass eine gewohnte Verhal­tens­weise durch eine neu erlernte ersetzt wurde. Das ist meist ein prägen­der Augen­blick, der emotio­nal in Erin­ne­rung bleibt. Nach dem schwar­zen Loch kommt der Moment, der wieder Hoff­nung aufbaut und Ener­gie gibt für die nächs­ten Schritte.

9. Beloh­nung

Peu á peu erntet man die Früchte der schweiß­trei­ben­den Bepflan­zung. Erfolge stel­len sich ein und es macht auf einmal Spaß, diese neue Welt zu entde­cken. Mit neuen Werk­zeu­gen, Sicht­wei­sen und einer neuen Haltung fällt die Erkun­dung gar nicht mehr so schwer und die Schatz­su­che nach dem nächs­ten Hoch­ge­fühl ist eröffnet.

10. Inte­gra­tion

Um so wich­ti­ger ist es, diese Ener­gie zu nutzen, um sie nach­hal­tig auch in die Orga­ni­sa­tion zu inte­grie­ren. Was nun in einem klei­nen Umfeld geglückt ist, bedarf eines Fest­hal­tens und Veran­kerns für die Zukunft. Neue Rahmen­be­din­gun­gen und Spiel­re­geln sind wich­tig, damit die neuen Verhal­tens­wei­sen auch mani­fes­tiert und als nach­ah­mens­wert empfun­den werden.

_______________________ gewohnte Welt __________________________

11. Neue Muster

Das ist der Punkt in der Verän­de­rungs­reise, an dem die neuen Verhal­tens­wei­sen dazu geführt haben, dass sich die unbe­kannte Welt gar nicht mehr so unbe­kannt anfühlt, sondern zur neuen Norma­li­tät gewor­den ist. Es kehrt etwas Ruhe ein und es entwi­ckeln sich neue Gewohn­hei­ten und Rituale. Die Bewe­gun­gen werden natür­li­cher und es fühlt sich flüs­si­ger an.

12. Neues bekann­tes Umfeld

Haben wir es je anders gemacht? Es funk­tio­niert, man ist einge­spielt und es ist der wünschens­werte Ergeb­nis­zu­stand einge­tre­ten. Bis sich das Rad von vorne anfängt zu drehen. Schön, dass man jetzt schon mal die Gewiss­heit hat, dass es immer wieder mal wieder in diesem Zustand vorbeikommt.

Lest in unse­rem nächs­ten Arti­kel wie sich an diesem Modell Verän­de­run­gen reflek­tie­ren und posi­tiv steu­ern lassen.