4. Februar 2025

Stra­te­gie, die belieb­tere Zwil­lings­schwes­ter des Konflikts. Teil 2

(Teil 1) … Eine natür­li­che Tendenz in Orga­ni­sa­tio­nen ist es ja meist, Konflikte entwe­der nicht zu benen­nen, um ihnen keine Bühne zu geben und sie somit in ihrer Exis­tenz zu igno­rie­ren. Oder wenn dies nicht gelingt, den Betei­lig­ten zu mehr Entspan­nung und dem schnellst­mög­li­chen Lösen im 4‑Au­gen-Gespräch zu raten. Aber dabei bitte die Emotio­nen raus­las­sen und ledig­lich auf einer Sach­ebene mitein­an­der die Dinge bespre­chen. Und wenn dies eben­falls nicht fruch­tet, dann versucht man mit großen Work­arounds, Lessons-Lear­ned-Meetings und Maßnah­men, einen zukünf­ti­gen Ausbruch zu verhindern.

Mit der Stra­te­gie­ar­beit laden sich nun die Orga­ni­sa­tio­nen expli­zit, jedoch ohne es zu wissen, einen oder sogar mehrere Konflikte ein. Sie bege­ben sich dabei in Zustände der Insta­bi­li­tät und Unsi­cher­heit, mit der Erwar­tung, dass allein das in der Stra­te­gie aufge­zeigte und mühsam erar­bei­tete Bild von der Zukunft genug sei, die Stabi­li­tät wieder herzu­stel­len. Und das jedes Mal.

Stra­te­gie darf Konflikt sein

In diesen Konflikt­si­tua­tio­nen scheint es ok zu sein, dass es ruckelt, dass es für einige unan­ge­nehm wird und vor allem, dass es Zeit bedarf, wieder in einen stabi­len und damit ruhi­gen und gestärk­ten Zustand zu kommen. Wir kommen nicht umhin, uns die Frage zu stel­len: Was lässt den Konflikt im Kleid der Stra­te­gie so viel sympa­thi­scher und akzep­tier­ter erschei­nen im Vergleich zu allen ande­ren Konflik­ten? Um dem auf die Schli­che zu kommen, schauen wir uns erst­mal die Gemein­sam­kei­ten an. 

Konflikte haben, wie alles auf der Welt, eine Daseins­be­rech­ti­gung; obwohl sich bei Stech­mü­cken durch­aus die Geis­ter schei­den. Konflikte jeden­falls besit­zen immer eine Funk­tion. Diese ist, sozu­sa­gen, ihr Lebens­eli­xier und lässt sie so lange stabil und damit größer, lauter, gewal­ti­ger und eska­la­ti­ver werden, wie die Funk­tion noch nach Erfül­lung schreit. Was um Himmels­wil­len kann schon ein Konflikt erfül­len wollen, abge­se­hen davon die Menschen darin zu verlet­zen, bloß­zu­stel­len und ihre Bezie­hung zu unterbrechen?

Zum einen sei gesagt, dass dem Konflikt per se erst­mal egal ist, wie er sich seine Funk­tion erfüllt und welche Schmer­zen und ungute Gefühle er seiner rele­van­ten Umwel­ten dabei zukom­men lässt (Eiden­schink, 2023)*. Für ihn ist erst­mal nur wich­tig, dass er am Leben bleibt und damit seine Funk­tion erfül­len kann. In diesem Sinne eigent­lich eine feine Eigen­schaft: auf ihn ist immer verlass, egal was passiert. 

Funk­tion von Konflikten

Zum ande­ren brau­chen wir in den sozia­len Syste­men, in denen wir uns alle bewe­gen, sei es die Fami­lie, die Abtei­lung, der Verein, die Part­ner­schaft oder die Gemeinde, drin­gend die Funk­tio­nen, die Konflikte dort herstel­len wollen: 

Sie wollen entwe­der eine bestehende Ordnung vertei­di­gen und zeigen das auf, was alles bewah­rens­wert scheint. Und mit Blick auf die letzte große Verän­de­rungs­in­i­ta­tive in Ihrer Orga­ni­sa­tion, in der eine Hand­voll Menschen bunt ange­malt durchs Betriebs­ge­lände gelau­fen sind und über­all erzählt haben, dass das Neue so viel besser ist, ist es wenigs­tens einer, der sieht, dass in der Vergan­gen­heit nicht alles schlecht war.

Manch­mal wollen sie auch einen Status Quo in Frage stel­len. Ohne Diskurs darüber fällt es oft schwer zu bemer­ken, wenn Routi­nen zu einge­schlif­fen sind und nicht mehr dem Zweck dienen, oder eine zu große Entspan­nung eintritt, weil das Gewohnte viel leich­ter fällt, man aber verpasst, auf die ursprüng­li­che Ziel­stel­lung dessen zu schauen.

Und manch­mal stre­ben Konflikte sogar eine Neuord­nung an, weil Bestehen­des nicht mehr taugt und Altes durch Neues ersetzt werden muss. Verän­de­rung in sozia­len wie auch in ande­ren Syste­men und Orga­nis­men ist ja die Konstante und damit immer da. Das ist auch gut, denn die Welt da drau­ßen ändert sich so schnell, da ist es sehr dien­lich, regel­mä­ßig zu über­prü­fen, wie man ihr heute am besten begeg­nen kann — somit auch eine uner­läss­li­che Funktion.

Schlech­tes Image von Konflikten

Das gesagt und ratio­nal sicher die ein oder andere inner­li­che Zustim­mung erhal­ten, macht es noch unglaub­li­cher, dass Konflikte in unse­rem Kultur­kreis so unwill­kom­men sind, wie noch nie zuvor. Mit Blick auf die unzäh­li­gen Ratge­ber, die eine schnelle Lösung für alle Konflikte anbie­ten, die Social-Media-Kanäle, die voll sind mit Menschen, die über ein „gesun­des“ Mind­set einfach alles wegat­men können, und auf die Poli­tik­bühne, die Trotz, Beschä­mung und das Brechen der Gesetze als zuläs­sige Verhal­tens­wei­sen akzep­tie­ren, um gesell­schaft­li­che Konflikte zu bewe­gen, möchte man fast meinen, dass wir verges­sen haben, wofür Konflikte eigent­lich stehen.

Ja, zuge­ge­be­ner­ma­ßen sind sie hoch­kom­plex, meist undurch­sich­tig in ihrer Gemenge­lage und höchst­per­sön­lich in der Bewer­tung, was es nicht unbe­dingt leich­ter macht, ihnen zu begeg­nen. Sie sind wie Gewit­ter­wol­ken, neblig und grau aus der Ferne und von Nahem mit ganz vielen einzel­nen Wasser­trop­fen verse­hen. Es braucht daher eine innere Bereit­schaft, ausrei­chend Zeit und Geduld, um sich mit ihren Belan­gen, den verbun­de­nen Emotio­nen und auch den sicht­ba­ren und verdeck­ten Dyna­mi­ken ausein­an­der­zu­set­zen. Und vor allem braucht es Kompe­ten­zen, die über ein Igno­rie­ren, Wegschie­ben oder blin­des Konfron­tie­ren hinaus gehen. 

Für all das ist in unse­rer schnel­len, in Hash­tags kommu­ni­zie­ren­den und nach Wenn-Dann-Lösun­gen suchen­den Welt nicht viel Platz. 

Notwen­dige Kompetenzen

Wer bin ich im Konflikt? Was sind typi­sche Verhal­tens- und Sprach­mus­ter von mir in einem Konflikt? Wie reagie­ren Menschen typi­scher­weise darauf? Wie geht es mir danach? Welche Konflikte gehe ich ein? Vor welchen laufe ich eher weg? Wann gehe ich an die Decke? Wann schotte ich mich ab? Mit wem streite ich und mit wem nicht (Podcast­folge)? Welche Konflikte sind in meiner Orga­ni­sa­tion will­kom­men und welche nicht? Wer ist oftmals daran betei­ligt und wer nie? Wie baut sich ein Konflikt dort auf und wie verhal­ten sich die Menschen um ihn herum?

Um auf diese Fragen Antwor­ten zu bekom­men, gilt es, sich Zeit zu nehmen, zu beob­ach­ten und zu spüren, um mit diesen Erkennt­nis­sen wieder ins Gespräch zu gehen. Erst das Zurück­ge­hen und mit Abstand auf den Konflikt blicken oder das viel näher Range­hen und wirk­lich Eintau­chen in den diffu­sen Nebel, macht einen Unterschied. 

Bei Konflik­ten in Form einer Stra­te­gie sind die Menschen bereit­wil­li­ger, diesen Aufwand und die Arbeit zu betrei­ben. Wie können Konflikte also ihr Image aufpo­lie­ren? Und was können sie noch von Stra­te­gien lernen? Freut euch auf Teil 3 unse­rer Blogserie.

Lese­emp­feh­lung:
* Eiden­schink, Klaus (2023): Die Kunst des Konflik­tes — Konflikte schü­ren und beru­hi­gen lernen
Simon, Fritz B. (2022): Einfüh­rung in die System­theo­rie des Konfliktes 

12. Dezember 2024

Stra­te­gie, die belieb­tere Zwil­lings­schwes­ter des Konflikts. Teil 1

Gerade in Zeiten, in denen Krisen und große Heraus­for­de­run­gen an die Türen der Orga­ni­sa­tio­nen klop­fen, ist es ein natür­li­ches Bedürf­nis von Menschen, nach Stabi­li­tät, Orien­tie­rung und Klar­heit zu fragen. In Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lungs­pro­zes­sen, die meist die eben genann­ten Phäno­mene als gern­ge­se­hene Gründe für einen Start­punkt anneh­men, ist es dann essen­zi­ell, nicht zu vorei­lig eine Antwort zu liefern. Wich­tig ist es eher, gerade wenn die Impulse zu schnel­ler Reak­tion, einfa­chen Lösun­gen und Quick­Wins einla­den, genau das Gegen­teil zu tun – nämlich zu beob­ach­ten, zu verste­hen und gege­be­nen­falls sogar noch mehr von dieser Komple­xi­tät einzu­la­den, um dabei wirk­li­che Alter­na­ti­ven mitein­an­der in Verhand­lung zu bringen.

Umgang mit Komplexität

Dies errei­chen wir meist über Reso­nanz­grup­pen, die wie eine Art rhyth­mus­ge­bende Instanz die Orga­ni­sa­tion zum Schwin­gen brin­gen soll. Multiplikator*innen, verschie­dene Rollen und Entschei­dungs­funk­tio­nen sind Teil davon und disku­tie­ren im Klei­nen die Themen der Gesamt­or­ga­ni­sa­tion. Sie geben Impulse, co-konstru­ie­ren mögli­che Szena­rien und sind dann auch dieje­ni­gen, die sich darüber hinaus vernetzen. 

Wie viel Parti­zi­pa­tion kann die Orga­ni­sa­tion in Zeiten von Krisen aushal­ten? Wie lange schafft sie es, die Unge­wiss­heit einer ausblei­ben­den Entschei­dung zu tragen? Wie gut schaf­fen es die Menschen im Prozess, ihre eige­nen Ängste zu regu­lie­ren und konstruk­tiv im Verhan­deln zu bleiben?

In Situa­tio­nen großer Unsi­cher­heit wird häufig die Stra­te­gie als ein Stabi­li­sa­tor heran­ge­zo­gen. Ist diese nicht vorhan­den wird im glei­chen Atem­zug auch ein Stra­te­gie­ent­wick­lungs­pro­zess in den Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lungs­pro­zess inte­griert, um darüber Ausrich­tung und Zukunfts­bil­der beschreib­bar zu machen. 

Stra­te­gie als Stabilisator

Auch hier ist es für uns zunächst wich­ti­ger, den Prozess der Entste­hung und die Akteure und ihre Einsatz­mo­mente zu orches­trie­ren, anstatt zu schnell in eine Kompro­miss­lö­sung zu gehen, die im Endef­fekt nur in irgend­wel­che Schub­la­den wandert und rein gar nichts mit dem Arbeits­all­tag vieler Mitar­bei­ten­den zu tun hat.

Stra­te­gie beschreibt ein Morgen und in welcher Form sich dieses Morgen einstel­len kann. Stra­te­gie ist immer gut, wenn man sie hat. Noch besser, wenn sie auch einen Unter­schied und Umset­zung wahr­schein­lich macht. Und bei allem ist es sowieso unab­ding­bar über sie zu spre­chen. Sie erfüllt für unter­schied­li­che Menschen unter­schied­li­che Funk­tio­nen: sie schafft vermeint­li­che Klar­heit, man kann sich an ihr reiben, man ihr Fehlen bemän­geln und man kann sich fragen, wie in aller Welt denn bitte diese Stra­te­gie umge­setzt werden soll?

Stra­te­gie — aber wie?

Die Entwick­lung einer Stra­te­gie ist auf jeden Fall ein Prozess, an dem sich Menschen in der Regel gerne betei­li­gen, sei es aus tatsäch­li­chem Inter­esse daran, die Zukunft der Orga­ni­sa­tion gestal­ten zu können, oder weil mit Stra­te­gie­ar­beit immer auch ein biss­chen (und manch­mal auch ganz viel) Status und Glory verbun­den ist. 

Je nach kultu­rel­ler Kapa­zi­tät der Orga­ni­sa­tion empfiehlt sich ein Prozess, der viele Teile der Orga­ni­sa­tion inte­griert, entwe­der durch akti­ves Einbe­zie­hen in die Entwick­lung oder durch die Inte­gra­tion in eine feed­back­ähn­li­che Schlei­fen­ar­beit. Es empfiehlt sich auch, das Ganze nicht hinter verschlos­se­nen Türen statt­fin­den zu lassen, sondern auf offe­ner Bühne der Kommu­ni­ka­tion, in der die Nach­richt als Produkt zwischen Menschen entste­hen darf und nicht durch ledig­lich einen Sender an die Mann­schaft verteilt wird. 

Ein Fron­tal­an­griff

Was nicht genug hervor­ge­ho­ben werden kann: Stra­te­gie ist immer ein Fron­tal­an­griff auf den Status Quo (Link zur Podcast­folge) – sowohl der Orga­ni­sa­tion als auch ihrer Mitglie­der. Stra­te­gie schlägt struk­tu­relle Neuord­nun­gen vor, spricht von neuen Geschäfts­fel­dern und Produk­ten und hinter­fragt die aktu­el­len Formen der Zusammenarbeit. 

Sie ist eine manch­mal liebe­volle, manch­mal über­for­dernde, Auffor­de­rung, das Heute zu hinter­fra­gen und das Morgen zu etablieren. 

Sie ist nichts ande­res als ein bewusst einge­for­der­ter Konflikt. Ein Konflikt, der vorher so nicht da war, sondern erst durch die Beob­ach­tung des Status Quo und den daraus abge­lei­te­ten zukünf­ti­gen Akti­vi­tä­ten gebo­ren wurde und damit ans Licht der Orga­ni­sa­tion kommt. Liebe Leser*innen, bemerkt ihr die vermeint­li­che „Falle“?

Eine natür­li­che Tendenz in Orga­ni­sa­tio­nen ist es ja meist, Konflikte entwe­der nicht zu benen­nen, um ihnen keine Bühne zu geben und sie somit in ihrer Exis­tenz zu igno­rie­ren. Oder wenn dies nicht gelingt, den Betei­lig­ten zu mehr Entspan­nung und dem schnellst­mög­li­chen Lösen im 4‑Au­gen-Gespräch zu raten. Aber dabei bitte die Emotio­nen raus­las­sen und ledig­lich auf einer Sach­ebene mitein­an­der die Dinge bespre­chen. Und wenn dies eben­falls nicht fruch­tet, dann versucht man mit großen Work­arounds, Lessons-Lear­ned-Meetings und Maßnah­men, einen zukünf­ti­gen Ausbruch zu verhindern.

Mit der Stra­te­gie­ar­beit laden sich nun die Orga­ni­sa­tio­nen expli­zit, jedoch ohne es zu wissen, einen oder sogar mehrere Konflikte ein. Sie bege­ben sich dabei in Zustände der Innsta­bi­li­tät und Unsi­cher­heit, mit der Erwar­tung, dass allein das in der Stra­te­gie aufge­zeigte und mühsam erar­bei­tete Bild von der Zukunft genug sei, die Stabi­li­tät wieder herzu­stel­len. Und das jedes Mal.

Welche Kraft, aber auch welche Schat­ten­sei­ten diese Form von Konflikt mit sich bringt, beschrei­ben wir im Teil 2.

23. März 2020

Wie klas­si­sche Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren den “Corona Gap”​ wieder schlie­ßen können.

Grafik: Karl Bredemeyer

In Krisen lassen sich zwei Phäno­mene zeit­gleich beob­ach­ten: sowohl Menschen als auch Orga­ni­sa­tio­nen fallen beinahe auto­ma­tisch 1. in alte Verhal­tens­wei­sen zurück und werden gleich­zei­tig 2. auf einmal hand­lungs­fä­hig, voraus­ge­setzt sie sind nicht in Schock­starre verfal­len. Den biolo­gi­schen Prozess dieser Phäno­mene möchte ich an dieser Stelle nicht aufar­bei­ten. Wohl aber einen Blick darauf werfen, wie sich diese beiden Zustände so verbin­den lassen, dass sie auch in ruhi­ge­ren Zeiten zum Erfolg führen können.

In der Nach­rich­ten der letz­ten Tage konn­ten wir eini­ges davon beob­ach­ten: Ein cross-funk­tio­na­les Minis­ter-Team hat sich mit Angela Merkel — sie ist sozu­sa­gen Product Owner und das Produkt ist eine halb­wegs stabile Bundes­re­pu­blik am Ende des ganzen Schla­mas­sels — trotz aller Diffe­ren­zen auf gemein­same Maßnah­men zur Eindäm­mung des Virus geei­nigt.

Der Sprint dauert 2 Wochen, danach gibt es eine Retro zur Über­prü­fung der Wirk­sam­keit der Maßnah­men und der nächste Sprint wird geplant.

Selbst unum­stöß­lich geltende Glau­bens­sätze werden auf einmal inner­halb von Tagen über Bord geworfen.

Ist der Druck groß genug und das Ziel eindeu­tig, sind sonst lang­wie­rige Prozesse, wie die Abstim­mung über notwen­dige Gesetze und Maßnah­men, plötz­lich in Windes­eile durch­lau­fen. Selbst unum­stöß­lich geltende Glau­bens­sätze, wie die schwarze Null, werden auf einmal inner­halb von Tagen über Bord gewor­fen.

Diese Phäno­mene tauchen in großen wie in klei­nen Orga­ni­sa­tio­nen, poli­ti­schen und ande­ren Syste­men auf. Häufig versucht man, ihnen mit Krisen­stä­ben und Task Forces zu begegnen.

Klar wird auch, dass sich selbst orga­ni­sie­rende Systeme ohne Führung aufge­schmis­sen sind, da in ihnen nur lokal opti­miert wird

Klar wird auch, das sich selbst orga­ni­sie­rende Systeme ohne Führung aufge­schmis­sen sind, da in ihnen nur lokal opti­miert wird. Wenn jeder danach schaut, selbst den größ­ten Vorrat an Toilet­ten­pa­pier und Spaghetti im Haus zu haben, ist das gesamte System unter­ver­sorgt und wird nicht über­le­ben. Die Heraus­for­de­rung ist also einmal mehr, eine Antwort auf die Frage zu bekom­men: welche Elemente von Führung sind uner­läss­lich und sorgen gleich­zei­tig dafür, dass sie eben nicht, wie in klas­si­schen Orga­ni­sa­tio­nen häufig der Fall, zum Engpass werden und dadurch zu Verlang­sa­mung und Wirkungs­lo­sig­keit führen?

Weitere Fragen, die sich Systeme stel­len können, um aus dieser Krise auch struk­tu­rell zu profi­tie­ren, könn­ten lauten: Ange­nom­men, die Corona Pande­mie hat uns als Menschen und als Orga­ni­sa­tion unsere besten Eigen­schaf­ten noch einmal deut­lich vor Augen geführt: Welche sind das und was können wir tun, um diese Elemente auch in ruhi­ges Fahr­was­ser zu retten? Was hätten wir (weiter­hin) tun müssen, um die Krise auf gar keinen Fall als funk­tio­nie­rende Orga­ni­sa­tion zu über­ste­hen? Welche Rolle hat Führung in dieser Zeit gespielt?

Die Folgen der Pande­mie werden sich nicht wega­gi­li­sie­ren lassen. Ob agil oder nicht, der Groß­teil aller Unter­neh­men wird mit den Auswir­kun­gen umge­hen müssen. Fest steht, dass agile Unter­neh­men im Sinne der Anpas­sungs­fä­hig­keit an solche Ausnah­me­ereig­nisse etwas besser aufge­stellt sind. Gleich­zei­tig haben etablierte Unter­neh­men mit klas­si­schen Struk­tu­ren und Prozes­sen eine ganze Reihe von Erfah­run­gen und Ressour­cen, die ihnen bereits in der Vergan­gen­heit dabei gehol­fen haben, schlechte Zeiten zu über­win­den. Ihre Aufgabe wird es nun sein, diese Ressour­cen zu akti­vie­ren. Zukünf­tige Krisen lassen sich dann mit der Kombi­na­tion aus Erfah­rung und Anpas­sungs­fä­hig­keit noch schnel­ler bewältigen.

Es ist ein system­in­hä­ren­tes Muster, diese Ressour­cen nur dann zu akti­vie­ren, wenn wir bedroht werden. Dieses Muster gilt es zu unter­bre­chen und neue Muster zu etablieren.

18. September 2019

Agili­tät und Compli­ance – kein Gegensatzpaar

Sowohl agile Teams als auch Compli­ance Manage­ment sollen einen funk­tio­na­len Charak­ter für die Unter­neh­mung haben, in der sie aktiv sind. „Sollen haben“ ist jedoch zugleich bewusst als Einschrän­kung gewählt. Nicht immer gelingt es, die Team­mit­glie­der agiler Teams in der Form für das Projekt zu befreien, wie es notwen­dig wäre. Nicht immer ist die Kultur einer Unter­neh­mung bereit, agiles Arbei­ten unter­stüt­zen zu können.

Read more

11. September 2019

Team­ent­wick­lung mit Lars Eidin­ger – oder: Inspi­ra­tion zu einer etwas ande­ren Art der Teamentwicklung

Anders als bei Teams, die dauer­haft zusam­men an Aufga­ben arbei­ten, kann sich der Prozess des Team­buil­dings so über einen länge­ren Zeit­raum erstre­cken. Es sei denn man verwen­det eine Methode, mit der man sozu­sa­gen vorspu­len kann. 

Read more

6. September 2019

Compli­ant in der Agili­tät – Ein alter­na­ti­ver Einstieg zu Perso­nal Risks

Für diesen Arti­kel konzen­triere ich mich zunächst ober­fläch­lich auf das Verhält­nis der Mitar­bei­ter­schaft zur Compli­ance und deren Anfor­de­run­gen – den soge­nann­ten Perso­nal Risks.

Read more

13. August 2019

Ein Jahr Netz­werk­kno­ten. 10 Lear­nings aus der Grün­dung eines Bera­tungs­un­ter­neh­mens. (Teil 2/2)

Die Netz­werk­kno­ten Unter­neh­mens­be­ra­tung GmbH feiert in diesen Tagen ihr einjäh­ri­ges Firmen­ju­bi­läum. Im Alltag gehen die gemach­ten Erfah­run­gen schnell als gewöhn­li­che und unge­wöhn­li­che Heraus­for­de­run­gen unter. Eininge wich­tige Lear­nings – viel­leicht meine wich­tigs­ten – möchte ich trotz­dem gerne zusam­men­fas­sen und teilen.

Read more

6. August 2019

Ein Jahr Netz­werk­kno­ten. 10 Lear­nings aus der Grün­dung eines Bera­tungs­un­ter­neh­mens. (Teil 1/2)

Die Netz­werk­kno­ten Unter­neh­mens­be­ra­tung GmbH feiert in diesen Tagen ihr einjäh­ri­ges Firmen­ju­bi­läum. Im Alltag gehen die gemach­ten Erfah­run­gen schnell als gewöhn­li­che und unge­wöhn­li­che Heraus­for­de­run­gen unter. Eininge wich­tige Lear­nings – viel­leicht meine wich­tigs­ten – möchte ich trotz­dem gerne zusam­men­fas­sen und teilen.

Read more

22. Juli 2019

Von Doppel­köp­fen und blin­den Flecken

Wir arbei­ten als Doppel­kopf. Das heißt, wir sind zwei Geschäfts­füh­rer, die zu glei­chen Antei­len das Unter­neh­men tragen. Aber anstatt uns gegen­sei­tig den Rang abzu­lau­fen und Ener­gie damit zuzu­brin­gen, der bessere sein zu wollen oder Beliebt­heits­punkte der Kolle­gen zu sammeln, nutzen wir unser Tandem eher, um uns selbst zu wahren. Wir akzep­tie­ren den Fakt, dass jeder von uns Stär­ken mitbringt und hat Punkte, in denen er nicht so stark ist oder die uns abso­lut nicht gelin­gen wollen, auch nach mehr­ma­li­gen Versuchen.

Read more

19. Juni 2019

Warum Gren­zen weh tun – und warum wir sie mehr brau­chen als je zuvor

Wir haben unser Leben lang gelernt, dass Orga­ni­sa­tio­nen uns Gren­zen setzen. In der Schule war klar, wann die Pausen sind. Viel­leicht wurde es in der Uni mal etwas eigen­ver­ant­wort­li­cher, aber bereits im ersten Job wird ziem­lich schnell wieder deut­lich: Die Orga­ni­sa­tion gibt vor, was Arbeit und wann Frei­zeit ist.

Read more

26. März 2019

Wir sind alle Helden

Einzel­kämp­fer und Helden in Orga­ni­sa­tion und ihre Auswir­kun­gen auf die Kultur einer Organisation

Read more

13. März 2019

Moti­va­tion eine agile Orga­ni­sa­tion zu bauen

prak­ti­sche Anre­gun­gen zum Thema Moti­va­ti­ons­fak­to­ren, etablierte Feed­back­schlei­fen und was seiner Meinung nach sehr gehol­fen hat, den Prozess zu starten

Read more

23. November 2018

Wie agil sind wir? Der Schmale Grat zwischen Selbst­ver­or­tung und Selbstzweck.

#agile #matu­ri­ty­mo­dels #manage­ment #scrum #kanban

Wer nur darauf schaut, ob alle Scrum-Regeln einge­hal­ten werden, verliert den Blick für das Wesent­li­che: Das Produkt. Die Einfüh­rung agiler Rahmen­werke, wie Scrum, sorgt bei vielen Unter­neh­men für Frus­tra­tion — sowohl bei den Führungs­kräf­ten, als auch bei den invol­vier­ten Mitarbeitern. 

Führungs­kräfte bekom­men, neben einer Unzahl ande­rer Infor­ma­tio­nen, zuge­steckt, man müsse jetzt „agil machen“, weil das 1. alle machen und man 2. viel mehr in der glei­chen Zeit schaf­fen kann. Also werden eine Reihe von Zerti­fi­zie­rungs­trai­nings gebucht und externe Coaches einge­kauft. „Agili­tät? Haben wir bestellt, ist bald fertig!“ Zurück zum Tagesgeschäft. 

Mitar­bei­te­rIn­nen müssen sich an neues Voka­bu­lar gewöh­nen und fühlen sich gehetzt, weil sie nur noch in Sprints denken und spre­chen dürfen. Ausser­dem bekom­men sie stän­dig zu hören, wie agil man ja jetzt sei, man solle sich also wegen der paar kurz­fris­ti­gen Ände­run­gen der Anfor­de­run­gen nicht so anstellen.


Ein Jahr später kommt dann der Auftrag: „Schauen Sie mal auf unse­ren Prozess und sagen uns wie agil wir sind — ich hab das Gefühl da geht noch was.“


Klar, Luft nach oben ist immer, doch: Ein über­wie­gen­der Teil dieser Aufträge besteht dann darin, klaf­fende Wunden zu lecken, die die teils rück­sichts­lo­sen Imple­men­tie­run­gen hinter­las­sen haben: „Wir hatten Coaches hier, die haben uns fast ange­schrien, wenn wir die User Stories nicht so geschrie­ben haben, wie’s im Buch steht“. „Hier müssen Sie mit ganz viel Finger­spit­zen­ge­fühl ran, das Wort „agil“ ist eigent­lich schon verbrannt, am besten Sie nehmen’s gar nicht in den Mund“. „Hier kam jemand, der hat die ganze Zeit den Scrum-Guide wie eine Bibel vor sich herge­tra­gen und daraus zitiert, nur um uns zu erzäh­len, was wir alles falsch machen.“ So inter­es­sant solche Aufträge wirt­schaft­lich sind, so unglück­lich bin ich darüber, dass es über­haupt dazu kommt.


Ich bin der festen Über­zeu­gung, dass ein Projekt, in dem alle Scrum Regeln einge­hal­ten werden und in dem sich alle Betei­lig­ten an den agilen Werten und Prin­zi­pien messen lassen in 10 von 10 Fällen erfolg­reich ist. Ich weiß auch, dass es Unter­neh­mens­rea­li­tä­ten gibt, die eine solch strikte Einhal­tung nicht möglich machen, sondern wo das erbar­mungs­lose Pochen auf die Durch­set­zung aller Regeln das Gegen­teil bewirkt.


Agili­tät ist kein Selbst­zweck: Ein Unter­neh­men das sich zum Ziel setzt “agil zu machen”, wird niemals Geld verdie­nen! Ein Unter­neh­men, dass sich zum Ziel setzt, Produkte zu bauen, bei denen die KundIn­nen und Nutze­rIn­nen Freu­den­trä­nen in den Augen bekom­men, hinge­gen schon.  Agile Rahmen­werke bieten eine Reihe von Metho­den, die beim Errei­chen dieses Zieles in jedem Fall hilf­reich sein können — die Einfüh­rung von Scrum oder Kanban ist also ein Vehi­kel und kein Ziel.


Was passiert nun mit der eingangs gestell­ten Frage nach dem Grad der eige­nen Agili­tät? In meinen Augen ist sie solange legi­tim, wie sie nicht auf die Voll­stän­dig­keit von Meetings, Arte­fak­ten oder Rollen abzielt — sondern auf konkret beob­acht­ba­res Verhal­ten und vor allem: Liefert meine Orga­ni­sa­tion zuver­läs­sig rele­vante Produkte oder nicht?


Häufig wird in diesen Situa­tio­nen auf agile Reife­grad­mo­delle verwie­sen anhand derer man schauen kann “wie agil man ist”. Diese Modelle können für eine Orien­tie­rung hilf­reich sein und soll­ten eben­falls mit Vorsicht einge­setzt werden. Die Frage darf nicht lauten „was müssen wir tun um den nächs­ten agilen Reife­grad zu errei­chen?“, da die Orga­ni­sa­tion einen nächs­ten Schritt in der vorge­schla­ge­nen Größen­ord­nung even­tu­ell noch nicht verkraf­tet. Die Frage sollte lauten: „Ausge­hend vom aktu­el­len Stand, welchen nächs­ten Schritt können wir tun, und was können wir beob­ach­ten, wenn dieser Schritt getan wurde? Welche zusätz­li­chen Kapa­zi­tä­ten müssen wir gege­be­nen­falls frei machen, um das leis­ten zu können. Achso, nur aus Inter­esse, in welchem Reife­grad bewe­gen wir uns dann eigentlich?“


Mit dieser Form von ressour­cen-orien­tier­tem Handeln kann verhin­dert werden, dass Unter­neh­men Change-Initia­ti­ven ergrei­fen, die sie nicht verkraf­ten, und das nur, weil sie einem Ideal hinter­her­lau­fen das gar nicht für Ihre Orga­ni­sa­tion entwi­ckelt wurde.


Das bedeu­tet, sie benö­ti­gen eine Stra­te­gie zur Einfüh­rung agiler Rahmen­werke, die stark genug ist, eine Mehr­heit in Ihrer Orga­ni­sa­tion dafür zu begeis­tern ohne Gefahr zu laufen, zum Selbst­zweck zu verkommen.


Was können Sie tun? Hierzu möchte ich Ihnen gerne folgende Fragen stellen: 

  • 1. Was verbin­den Sie mit Agilität? 
  • 2. Wenn Sie eine Antwort auf die Frage „wie agil sind wir?“ hätten, was würde Ihnen das ermög­li­chen? Und was noch? 
  • 3. Welche Eigen­schaf­ten und Ressour­cen, die Sie oder Ihr Unter­neh­men jetzt schon haben, können Ihnen dabei helfen eine agile Imple­men­tie­rungs­stra­te­gie zu entwer­fen? Und welche um sie umzusetzen?

Sie haben Lust sich mit uns genau über diese Fragen zu unter­hal­ten? Wir freuen uns, wenn Sie sich melden: kontakt@​netzwerkknoten.​com

© Netzwerkknoten Unternehmensberatung GmbH 2023