Wie wäre wäre es, wenn ich nicht alles wissen müsste als Geschäfts­füh­rer einer klei­nen Bera­tungs­firma? Wenn ich nicht jede Entschei­dung tref­fen müsste? Wenn ich nicht vor lauter Stress und dem Wunsch, allen gerecht zu werden, Mehr­ar­beit und schlaf­lose Nächte erlei­den müsste? Wenn ich zuge­ben dürfte, dass ich, wie jeder andere, Stär­ken habe und einige Dinge eben auch nicht so gut kann? Wäre ich dann eine schlech­tere Führungs­kraft? Würde ich dadurch schlech­tere Liefe­run­gen erzeugen?

Ich denke nicht und möchte gern zwei Maßnah­men ausfüh­ren, die wir beim Netz­werk­kno­ten wirken lassen, um die oben beschrie­bene wünschens­werte Situa­tion herzustellen.

Nimm zwei

Wir arbei­ten als Doppel­kopf. Das heißt, wir sind zwei Geschäfts­füh­rer, die zu glei­chen Antei­len das Unter­neh­men tragen. Aber anstatt uns gegen­sei­tig den Rang abzu­lau­fen und Ener­gie damit zuzu­brin­gen, der bessere sein zu wollen oder Beliebt­heits­punkte der Kolle­gen zu sammeln, nutzen wir unser Tandem eher, um uns selbst zu wahren. Wir akzep­tie­ren den Fakt, dass jeder von uns Stär­ken mitbringt und hat Punkte, in denen er nicht so stark ist oder die uns abso­lut nicht gelin­gen wollen, auch nach mehr­ma­li­gen Versuchen.

Zual­ler­erst braucht es Vertrauen. Wir haben viele Jahre auf neutra­lem Boden zusam­men­ge­ar­bei­tet, haben uns dadurch schon kennen gelernt und durf­ten dann auch auf einer priva­ten Ebene eine Freund­schaft mitein­an­der aufbauen. Ein gemein­sa­mer Bekann­ter und ehema­li­ger Kollege pflegt immer zu sagen “Kontext mitein­an­der zu teilen, ist das wich­tigste Gut einer guten Vertrau­ens­be­zie­hung”. Unter­schied­li­che Kontexte helfen dabei, einen klei­nen Einblick zu erhal­ten, wie der Gegen­über in verschie­de­nen Situa­tio­nen reagiert oder sich verhal­ten kann.

In weite­rer gemein­sa­mer Arbeit schauen wir uns in regel­mä­ßi­gen Abstän­den ehrlich in die Augen, geben und fragen nach Feed­back und scheuen uns nicht, ehrlich mitein­an­der zu spre­chen. Was hat uns gehol­fen, unsere Arbeit gut zu erle­di­gen? Wo sehen wir noch Verbes­se­rungs­po­ten­ziale? Und welche blin­den Flecke konnte ich bei mir selber in den letz­ten Wochen iden­ti­fi­zie­ren, die meine Arbeit erschwert haben? In diesen Zusam­men­künf­ten geht es nicht darum, eine gute Figur abzu­ge­ben oder dem Gegen­über ein Verkaufs­ge­spräch der eige­nen Person aufzu­zwän­gen. Es geht eher darum, in wert­schät­zen­der Art und Weise mit sich selbst und mitein­an­der Erfolge zu feiern und Heraus­for­de­run­gen zu teilen.

Das Schöne an einem Doppel­kopf ist, dass mindes­tens einer meiner blin­den Flecke gedeckt werden kann durch eine Stärke des Ande­ren. Mit den rich­ti­gen Maßnah­men für die Zukunft bekom­men wir es gut hin, dass dieser blinde Fleck nicht noch einmal zu einer Heraus­for­de­rung in unse­rer gemein­sa­men Arbeit wird. Damit ist es uns möglich den Fokus auf Dinge zu legen, die einem gelin­gen. Und davon möchte ich unbe­dingt mehr.

Alles Tun ist jedoch nichts wert ohne eine Reso­nanz von außen. Und daher ist es umso schö­ner, dass die Wahr­neh­mung unse­rer Kolle­gen durch­weg posi­tiv ist. Sie fühlen sich gut aufge­ho­ben, sie empfin­den eine Konsis­tenz in unse­rer Kommu­ni­ka­tion und haben immer das Gefühl, dass wir gut mitein­an­der synchro­ni­siert sind. Ihnen hilft der Doppel­kopf für einen brei­ten inhalt­li­chen Austausch und mindes­tens zwei weitere Perspek­ti­ven neben der eigenen.

Finde Kolle­gen, die Dinge können, die du nicht kannst

Die zweite Maßnahme, die wir für wirk­sam erach­ten, ist das konti­nu­ier­li­che Verknüp­fen mit Menschen, die zwar ein ähnli­ches Werte­kon­strukt halten, jedoch sehr unter­schied­li­che Stand­beine und Exper­ti­sen mitbrin­gen. Die gemein­same Ziel­aus­rich­tung ist dann in unse­rer Arbeit das A und O und passiert bei uns über einen OKR Prozess (Objec­ti­ves and Key Results). Mehr Perspek­ti­ven, mehr Wissen und unter­schied­li­che Erfah­run­gen lassen den Blick weiten und etwa­ige Stol­per­steine abfangen.

Es ist so ange­nehm für jeden, wenn er als derje­nige wahr­ge­nom­men wird, der er sein möchte und worin er stark ist. Es kostet nur unnö­tig Ener­gie, die ganze Zeit einem perfek­ten Erwar­tungs­bild hinter­her­zu­ren­nen. Dieses ist dann meist noch persön­lich gar nicht erstre­bens­wert oder so weit weg vom eige­nen Wissens- und Wohl­fühlsta­tus, dass die Erfül­lung dessen nur eine Verren­kung wäre. Bei Fragen haben wir kompe­tente Kolle­gen, die einem entwe­der eine Erfah­rung mittei­len oder gemein­sam eine Lösung erar­bei­ten können. Und anstatt dies als Defi­zit zu verste­hen, was ich schnellst­mög­lich behe­ben muss, kann ich lang­sam anfan­gen, es als wunder­bare Chance zu betrach­ten, mich auf andere Dinge zu konzen­trie­ren. Es ist ein gutes Gefühl, dass ich nicht immer dieje­nige sein muss, die alles ausfüllt.

Und das sehen auch unsere Kunden. Sie schät­zen es, dass wir als Menschen vor Ort sind und nicht als Maschi­nen und fühlen sich gleich­zei­tig ernst­ge­nom­men und unter­stützt, wenn wir eine weitere Perspek­tive oder Exper­tise mit in den Raum holen. Wäre es nicht schön, die Werte und Prin­zi­pien, die man vor sich herträgt, auch als Vorbild zu leben?