19. August 2020

How To Talk – Wie Spra­che unsere Haltung verändert

Um mit der eige­nen Persön­lich­keit und den eige­nen Ressour­cen spre­chen zu lernen, arbei­ten wir in unse­ren Trai­nings mit verschie­de­nen Ebenen. Grafik: Karl Bredemeyer

Vor ziem­lich exakt sechs Mona­ten saßen ein paar von uns im Büro zusam­men und haben ein Trai­ning konzi­piert. Zu zweit stan­den wir am Flip­chart und malten aufge­regt Kreise und Pfeile und Denk­bla­sen für das Modell von How To Talk. Wir konn­ten sie schon vor uns sehen: Die Menschen in unse­rem Büro, wie deren verschie­dene Tonla­gen bei den Stimm­übun­gen eine summende Wolke bilden würden. Auch die kurzen Pausen bei den Sprech­übun­gen konn­ten wir hören, das Stocken, wenn wir umden­ken müssen. Das Lachen, wenn sich Dyna­mi­ken in den Zwei­er­grup­pen gebil­det haben und die gelöste Stille bei den Atem­übun­gen fühlen. 

Womit wir nicht rech­ne­ten: Unsere Teilnehmer*innen in Brea­kout-Sessi­ons zu schi­cken und Zoom-Warte­räume zu über­wa­chen. Und vor allem nicht damit, die ersten Meet­ups im eige­nen Wohn­zim­mer zu leiten. Nun, es war dann so und wir haben gleich selbst rich­tig viel gelernt. Zum Beispiel, dass remote Meet­ups eine Chance für intro­ver­tierte Perso­nen sind, denen es schwer­fällt, zu einer Gruppe Menschen an einem frem­den Ort zu stoßen. Wir waren in einer Situa­tion, in der wir pande­mie­be­dingt gezwun­gen waren, uns auf den abso­lu­ten Kern unse­res Trai­nings, zu konzen­trie­ren: gespro­chene Sprache. 

Entspannt zu spre­chen kann man lernen

Genau darum geht es auch in unse­rem Trai­ning How To Talk am 18. und 19. Septem­ber 2020. Wir sind davon über­zeugt, dass es beim Spre­chen darum geht, eine rele­vante Botschaft zu vermit­teln – und dass alle Menschen das prin­zi­pi­ell können: Sogar ohne unzäh­lige Rheto­rik­aus­bil­dun­gen, Darstel­lungs­trai­nings und auch ohne eine ausge­prägte Neigung, gern vor Publi­kum zu stehen. Wir sind über­zeugt, dass wir alle mit unse­rer indi­vi­du­el­len Persön­lich­keit und den Voraus­set­zun­gen, die wir mitbrin­gen, in der Lage sind, zu spre­chen. Uns verständ­lich zu machen und das sogar genie­ßen zu können. Selbst wenn wir bisher mit der Idee gelebt haben, „Spre­chen sei nicht so unser Ding.“ 

Basie­rend auf dieser Annahme und Erfah­rung haben wir hand­lungs­ori­en­tierte Lear­nings und inhalt­li­che Impulse gesam­melt. Deren Inhalte setzen sich aus unse­rer Haltung und Metho­dik im Coaching  und aus ande­ren Erfah­rungs­be­rei­chen, wie Stimm­bil­dung, Storytel­ling und Simul­tan­dol­met­schen zusam­men. Da Spre­chen ein körper­li­cher Vorgang ist, bezieht unser Sprach-Modell Körper­ar­beit mit ein, genauso wie nonver­bale Kommu­ni­ka­tion und inter­ak­tive Sprech­si­tua­tio­nen. Wir arbei­ten mit Perspek­tiv­wech­seln aus dem Coaching­be­reich und daran, indi­vi­du­elle Stär­ken einzu­set­zen. So werden die Mecha­nis­men der Spra­che und die Möglich­kei­ten der Einfluss­nahme erfahr­bar. Gleich­zei­tig ist das Ziel, einen Zugang zum eige­nen Spre­chen zu finden, um authen­tisch mit der eige­nen Persön­lich­keit arbei­ten zu können. Dir Erfah­rung zeigt: Je weni­ger wir uns verstel­len, desto weni­ger mental über­la­den sind wir, desto natür­li­cher und entspann­ter können wir sprechen. 

Arbeit mit der eige­nen Persönlichkeit 

Wenn wir Rele­van­tes zu sagen haben, müssen wir nicht faken. Wir können unser Gegen­über inhalt­lich über­zeu­gen, Reso­nanz erzeu­gen statt es mit rheto­ri­schen Kunst­stück­chen zu mani­pu­lie­ren. Auch Konflikte lassen sich mit einem bewuss­ten Spre­chen anders verhan­deln. Spra­che ist Verbin­dung und so werden wir uns in dem Trai­ning auch auf die Verbin­dung zu uns selbst, der eige­nen Stimme und der Atmung konzen­trie­ren. Genauso rele­vant ist die Inter­ak­tion mit der Umwelt. Durch die Arbeit an der Haltung beein­flus­sen wir die Wort­wahl. Dafür haben unsere Teilnehmer*innen die Möglich­keit, in Klein­grup­pen verschie­dene Metho­den auszu­pro­bie­ren und aktiv ins Spre­chen zu kommen. Wir wech­seln wir zwischen theo­re­ti­schen Impul­sen, körper­li­chen wie lingu­is­ti­schen Praxis­ele­men­ten, Refle­xio­nen und Tech­ni­ken aus dem Coaching. So entsteht eine Verbin­dung zwischen unbe­wusst erfahr­ba­ren und kogni­ti­ven Verständnismechanismen.

Das Trai­ning rich­tet sich an Führungs­kräfte, Coaches, Spea­ker und Vertriebs­mit­ar­bei­ter, die mit ihrer Spra­che und Kommu­ni­ka­tion weiter­ler­nen und dabei ihre eigene Persön­lich­keit wahren wollen. Und an alle, die gern mehr aus ihren Gesprä­chen machen möch­ten. Das Trai­ning findet online statt. Wir werden an zwei Tagen à vier Stun­den über Zoom und mit verschie­de­nen Tools mitein­an­der arbei­ten. Und dann werden wir es doch hören, das Lachen, wenn Sätze ganz unge­wohnt klin­gen, wir werden auch vor der Kamera sehen, wie sich Körper­hal­tun­gen verän­dern, wie fragende Blicke zu stau­nen­den zu verste­hen­den werden. Weil wir Menschen so viel mit Spra­che bewir­ken und verän­dern können, dass wir jedes Wissen dazu teilen möchten. 

Hier geht es zur Anmel­dung für “How to talk” am 17.09.2020 von 14 bis 18 Uhr und am 18.09.2020 von 12 bis 16 Uhr. 

26. Februar 2020

Mehr Wert e

Werte geben Orien­tie­rung, Grafik: Karl Bredemeyer

Werte leiten unser Handeln. Sich ihrer bewusst zu werden, ist der erste Schritt, um unsere Moti­va­to­ren und damit auch uns selbst besser kennen zu lernen. Auf dieser Basis können wir uns auf die Suche machen, wie wir unsere Werte stär­ker in unser Leben brin­gen und auch bei der Arbeit kommu­ni­zie­ren und inte­grie­ren können.

Doing agile vs. Being agile

Wer sich mit agilem Arbei­ten ausein­an­der­setzt, dem wird bewusst, dass es dabei nicht nur um die Einfüh­rung neuer Tools geht. Am eindring­lichs­ten wird das wohl durch die Rollen Scrum Master oder Agile Coach deut­lich: Plötz­lich gibt es eine Person, deren Job es unter ande­rem ist, darauf zu achten, ob die Werte gelebt werden und den Austausch darüber anregt.

Hört man von den agilen Werten wie „Respekt, Mut und Offen­heit“, klingt das für manche nach leeren Wort­hül­sen oder „Nobrai­nern“. Einige Werte halten wir für selbst­ver­ständ­lich, da sie in unse­rem Umfeld normiert wurden. Die entschei­den­den Fragen sind dann: Wie defi­nie­ren wir sie? An welchem Verhal­ten können wir sie bei uns und ande­ren erken­nen? Dazu mehr am Ende des Artikels.

Wo Werte herkommen

Stellt man sich einen Eisberg vor, so lägen Worte – die Erklä­rung der uns wich­ti­gen Werte ebenso wie ein unbe­dach­ter Kommen­tar- und unsere Hand­lun­gen im oberen sicht­ba­ren Bereich.

Werte steck­ten unter der Wasser­ober­flä­che. Sie sind wie unsere Glau­bens- und Denk­mus­ter indi­vi­du­ell und unbe­wusst geprägt durch unsere Fami­lie, Freunde und die Bildungs­ein­rich­tun­gen, die wir besucht haben. Auch die Kultur des Landes, in dem wir aufge­wach­sen und sozia­li­siert wurden, prägt uns. Unsere Denk­hal­tung, also unser „Mind­set“ ist demnach teil­weise ähnlich, teil­weise unter­schied­lich ausgeprägt.

„Achte auf Deine Gedan­ken, denn sie werden Worte. Achte auf Deine Worte, denn sie werden Hand­lun­gen. Achte auf Deine Hand­lun­gen, denn sie werden Gewohn­hei­ten. Achte auf Deine Gewohn­hei­ten, denn sie werden Dein Charakter. …“

Diese Worte sind rund 2000 Jahre alt und stam­men aus dem Talmud. Daraus wird klar: Unser Denken, geprägt von unse­ren Werten, steu­ert auch unser Verhal­ten, also das, was nach außen hin wahr­nehm­bar wird.

Das heißt, es gibt einen Zusam­men­hang zwischen dem was wir denken was gut für uns ist und was wir daraus machen. Unsere Norm­vor­stel­lung moti­viert unsere Handlungen.

Daraus kann ich schlie­ßen, dass, wenn ich meine Denk­weise verän­dere, sich auch mein Tun ändert. Und umge­kehrt kann ich durch Verhal­ten mein Denken neu prägen. Damit ist das soge­nannte Mind­set nicht statisch, sondern wandelbar.

In unse­ren Lebens­pha­sen, beson­ders nach einschnei­den­den Erleb­nis­sen, können sich Werte verän­dern. Wenn mein Umfeld meine Werte wider­spie­gelt, sind meine Bedürf­nisse erfüllt und meine Grund­werte stehen an obers­ter Stelle. Ist meine aktu­elle Lebens­si­tua­tion wenig an meinen Werten orien­tiert, können auch Werte, die sonst eine unter­ge­ord­nete Rolle spie­len, plötz­lich an obere Stelle treten. Beispiels­weise ist Autonomie/ Frei­heit für mich viel­leicht kein rele­van­ter Wert bis zu dem Zeit­punkt, zu dem ich eng mit einer auto­ri­tä­ren Führungs­kraft zusam­men­ar­beite und mich kontrol­liert fühle. Daher sind Werte auch ein Spie­gel unse­rer Bedürfnisse.

Warum Werte im Arbeits­kon­text wich­tig sind und ihre Bedeu­tung zunimmt

Je mehr Über­ein­stim­mung es zwischen meinen persön­li­chen Werten und denen in meinem Umfeld gibt, desto reibungs­lo­ser wird die Zusam­men­ar­beit ablau­fen. Das heißt nicht nur weni­ger Konflikte und schnel­lere Zusam­men­ar­beit, sondern auch mehr Zufrie­den­heit und Chan­cen auch lang­fris­tig mitein­an­der zu arbeiten.

Egal ob ich in einem cross-funk­tio­na­len Team arbeite oder mein Unter­neh­men sich auf die Reise in Rich­tung mehr Selbst­or­ga­ni­sa­tion begibt: Benannte Werte geben mir Orien­tie­rung für das tägli­che Tun und Entschei­dun­gen. Auch wenn Werte unter­schied­lich verstan­den und gelebt werden, bilden sie eine Basis für ein grund­le­gen­des Verständ­nis und Identifikation.

Die Bedeu­tung von Werten im Unter­neh­mens­kon­text hat zuge­nom­men: Die soge­nannte „Gene­ra­tion Y“ – wie der Name schon impli­ziert- wünscht sich, dass nicht nur das Indi­vi­duum, sondern auch ein Unter­neh­men sich die Frage stellt, warum es exis­tiert und welchen Sinn es für seine Mitar­bei­ten­den und die Gesell­schaft stiftet.

Die Arbeit mit Werten — Wie kann das aussehen?

In der Werte­re­fle­xion geht es darum seine eige­nen Werte zu ergrün­den und für Dritte verständ­lich zu machen. Auch wenn Werte­ar­beit im 1:1 Coaching und auch im priva­ten Kontext bisher seinen Haupt­an­wen­dungs­be­reich fand, wird es im Arbeits­kon­text zuneh­mend in Teams und Orga­ni­sa­tio­nen genutzt.

Auf persön­li­cher Ebene kann der Fokus darauf liegen, meine Bedürf­nisse und (De-)Motivatoren zu ergrün­den und mit werte­ba­sierte Verhal­tens­än­de­run­gen zu defi­nie­ren. Im Einzel­coa­ching kann dies auf Basis von Refle­xi­ons­fra­gen inten­siv erar­bei­tet werden. Damit kann ich mir selbst Orien­tie­rung geben was für mich “gute Arbeit” bedeu­tet und Erkennt­nisse ablei­ten wie ich dazu beitra­gen kann ein erfüll­tes Arbeits­le­ben zu führen. Quasi ein ganz persön­li­cher Wegwei­ser mit Ziel­be­schrei­bung. Auch im Bewer­bungs­ge­spräch können abge­wan­delte Formen von Werte­ar­beit Einsatz finden.

Auf Team­ebene ist Werte­ar­beit ein wirk­sa­mes Tool, um das Verständ­nis fürein­an­der zu fördern. Die Frage „Was ist uns in der Zusam­men­ar­beit wich­tig?“ bietet Raum für Kommu­ni­ka­tion und ermög­licht, dass Formen der Zusam­men­ar­beit unter­ein­an­der verhan­delt werden. Beson­ders in der Team­buil­ding­phase hilft es zu verste­hen, welche Gemein­sam­kei­ten die Gruppe verbin­den und Iden­ti­fi­ka­tion stif­ten. Unter­schied­li­che Werte zeigen die Perspek­ti­ven­viel­falt im Team. Ein Dialog darüber kann früh­zei­tig mögli­che Konflikt­fel­der sicht- und hand­hab­bar machen. Wir empfeh­len für diesen Kontext die Arbeit mit vorbe­rei­te­ten Werte­kar­ten, die es z.B. von purpose cards gibt. Wir haben für unsere Arbeit mitt­ler­weile unser eige­nes Karten­set entwi­ckelt. In der laufen­den Team­ar­beit bieten sich z.B. in Retro­spek­ti­ven Moving Moti­va­tors an, um zu verdeut­li­chen, wie es um die Erfül­lung meiner aktu­el­len Bedürf­nisse und Werte steht und können somit eine Basis für Verhand­lun­gen im Team sein.

Für Unter­neh­men kann die Erar­bei­tung von gemein­sa­men Werten z.B. auf einer Klau­sur­ta­gung eine span­nende Erfah­rung sein, um zu entde­cken, welche Perspek­ti­ven die Mitar­bei­ten­den in die Firma einbrin­gen und in die Gestal­tung des Unter­neh­mens einflie­ßen lassen. Im Gegen­satz zu vorde­fi­nier­ten Werten aus der Marke­ting- oder Stra­te­gie­ab­tei­lung besteht hier­bei eine größere Chance, dass sich aus so entwi­ckel­ten Unter­neh­mens­wer­ten eine höhere Iden­ti­fi­ka­tion der Mitar­bei­ten­den mit ihrer Orga­ni­sa­tion ergibt.

Wenn Sie Inter­esse daran haben zu erfah­ren, wie sich das hier Beschrie­bene in der Praxis gestal­tet und umset­zen lässt, laden wir sie herz­lich zu unse­rem Meetup “Werte-Work­shop” am 26. März 2020 in unse­ren Büro­räu­men im Prenz­lauer Berg ein.

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