Was wir gelernt, worüber wir gelacht und was wir verges­sen haben – und was wir ganz bestimmt nicht noch­mal machen. Jeden Frei­tag frisch aus dem Berli­ner Büro. 

Knoten­an­ek­do­ten — Die Frei­tags­ko­lumne vom Netz­werk­kno­ten. Grafik: Karl Bredemeyer

Kinder lernen schnell, dass sie Fragen stel­len sollen, aber bitte keine dummen. Um abschät­zen zu können, ob eine Frage dumm ist oder nicht, muss man einen groben Umriss der Antwort schon während des Fragens ausma­chen können. Logisch, wenn ich mich in einem Thema auskenne, stelle ich wahr­schein­lich geschei­tere Fragen. Darum geht es jedoch nicht immer. 

Viele von uns scheuen sich auch als Erwach­sene noch davor zu fragen, weil wir eben nicht dumm erschei­nen wollen. Fragen gelten oft als Unwis­sen­heit. Deshalb kommt es wahr­schein­lich auch bei Panels und Konfe­ren­zen so häufig vor, dass auf die Frage nach weite­ren Fragen Antwor­ten mit Frage­zei­chen formu­liert werden. Also vorhan­de­nes Wissen wird als Frage formu­liert, die eigent­lich keine ist. 

Fast alle von uns erin­nern sich viel­leicht noch an die Passage „Wer nicht fragt, bleibt dumm“ aus der Sesam­straße. Selbst­er­klä­rend. Gleich­zei­tig hilft es, die Andro­hung an Dumm­heit aus dem ganzen Vorgang heraus­zu­lö­sen. Bewer­tun­gen bedeu­ten sehr häufig Zensur. Und natür­lich, Fragen brin­gen im besten Fall Antwor­ten. Und sie können noch viel mehr. 

Fragen brin­gen Perspektivwechsel

Fragen sind krea­tiv, konstruk­tiv und eröff­nen Dialog. Vor allem, wenn sie nicht nach den Maßstä­ben von Rich­tig und Falsch zu beant­wor­ten sind, sondern den Raum zum Vorstel­len und Denken aufma­chen. Gerade bei Proble­men, wenn Menschen sich expli­zit nach möglichst einfa­chen Antwor­ten sehnen (die es ja nicht geben kann, sonst wär’s ja kein Problem) helfen oft Fragen.

Genau aus diesem Grund arbei­ten wir beim Syste­mi­schen Agile Coaching häufig mit Fragen. Denn sie sind oft eine Art Einla­dung, eine Tür, die sich öffnet, um eine neue Perspek­tive einzu­neh­men. Weil ich gezwun­gen bin, nach­zu­den­ken, wenn ich etwas gefragt werde, während ich bei Ratschlä­gen oder gar Befeh­len eher gezwun­gen bin, einfach zu machen. 

Natür­lich wird das hier jetzt kein Befehl, mehr Fragen zu stel­len. Aber viel­leicht zwei Fragen zum Abschluss: Erin­nert ihr euch an die letzte Frage, die ihr euch nicht getraut habt zu stel­len? Und was war die beste oder wich­tigste Frage, die es in eurem Leben je gab?