Was wir gelernt, worüber wir gelacht und was wir verges­sen haben – und was wir ganz bestimmt nicht noch­mal machen. Jeden Frei­tag frisch aus dem Berli­ner Büro (und derzeit aus dem Homeoffice)

Knoten­an­ek­do­ten — Die Frei­tags­ko­lumne vom Netz­werk­kno­ten. Grafik: Karl Bredemeyer

Alle warten auf Frei­tag. Nicht nur, weil danach Sams­tag ist, sondern weil Frei­tag der Tag ist, an dem wir beim Netz­werk­kno­ten mitein­an­der spre­chen können. Jede Woche im Weekly, einmal im Monat am Teamtag. 

So einer war heute. Und wir hatten einen Zeit­slot zum Thema “Krise”. Inter­es­sant am Wort Krise ist, dass es seinen Ursprung im Wort grie­chi­schen krísis hat und so viel bedeu­tet wie Entschei­dung oder entschei­dende Wendung. Wenn wir uns die derzei­ti­gen Krisen anschauen, scheint diese Wort­her­kunft durch­aus plau­si­bel: Wir müssen uns entschei­den. Geht nicht anders. Treffe ich den Opa oder nicht? Fahre ich Bahn oder nicht? Kann ich meine Mitarbeiter*innen bezah­len oder nicht?

Wir haben schon einmal darüber geschrie­ben, dass im Entschei­den wiederum das Wort “Schei­den” steckt und somit immer auch ein Abschied von etwas Bekann­tem oder Gewünsch­ten. Außer­dem sind Entschei­dun­gen keine fixen, abge­schlos­se­nen Ereig­nisse, sondern Prozesse. Das Glei­che gilt für Krisen, wie wir heute gelernt haben. Krisen sind nicht zwin­gend Natur­ka­ta­stro­phen, die einfach so passie­ren und alles zerstö­ren, sondern sie sind viel­schich­tige Entwick­lun­gen, auf die bis zu einem gewis­sen Grad Einfluss genom­men werden kann.

Wir werden die Pande­mie immer noch nicht schön reden, dafür ist das Leid vieler Menschen zu exis­ten­zi­ell. Die Pande­mie braucht auch keine Bewer­tung vom Netzwerkknoten. 

Viel­mehr plädie­ren wir wieder mal dafür, verschie­dene Perspek­ti­ven zuzu­las­sen und die Lear­nings auf ihren indi­vi­du­el­len Nutzen zu über­prü­fen. Was lerne ich über mein persön­li­ches Krisen­ma­nage­ment oder das meines Unter­neh­mens? Wie bewerte ich grund­sätz­lich Verän­de­rung? Wem höre ich zu und wem nicht und warum? Wofür mache ich weiter?

Übri­gens, auch das Wort kriti­sie­ren teilt seinen Ursprung mit der Krise. Auch hier geht es im weites­ten Sinne ums Entschei­den. Und auch hier gilt es wie immer, nicht nur die Limi­tie­run­gen, sondern auch die Räume zu beach­ten, die dadurch geöff­net werden. 

Netter­weise sind Krisen­zei­ten auch die Zeiten von Kritik. Das sehen wir gerade auf gesell­schaft­li­cher Ebene. Und vermut­lich oft auch auf persön­li­cher und beruf­li­cher. Niemand sagt, dass das ange­nehm ist oder wird. Und sorry, es gibt trotz­dem keine Option. Denn ein weite­rer gemein­sa­mer Nenner für einen konstruk­ti­ven Umgang von Krise, Kritik und Entschei­dung ist: Verantwortung.