Was wir gelernt, worüber wir gelacht und was wir verges­sen haben — und was wir ganz bestimmt nicht noch­mal machen. Jeden Frei­tag frisch aus dem Berli­ner Büro.

Knoten­an­ek­do­ten — Die Frei­tags­ko­lumne vom Netz­werk­kno­ten. Grafik: Karl Bredemeyer

Was für eine Woche. Quasi über Nacht hat sich so viel Funda­men­ta­les in unse­rer Arbeit, unse­rem Alltag geän­dert. Selbst die von uns, die schon länger bestimmte Ideen oder Progno­sen parat hatten, konn­ten nicht wissen, wie es sich anfüh­len wird. Eine Woche liegt hinter uns, in der wir teil­weise mehr über uns gelernt haben, als wir verar­bei­ten können.

Unsere Orga­ni­sa­tion arbei­tet mit Syste­mi­schem Agile Coaching. Da war uns vorher auch schon klar, jetzt haben wir dann am eige­nen Körper gemerkt, was das für unser Sein und Handeln bedeu­tet. Unser vom Agilen Denken gepräg­tes Mind­set hat sofort ange­fan­gen, indi­vi­du­ell und situa­tiv bedingte Lösun­gen und die Wege dahin zusam­men­zu­tra­gen. Wie auch sonst in unse­rem Joball­tag haben wir ein Problem fest­ge­stellt und unsere Erfah­run­gen und Vorstel­lungs­kraft nach mögli­chen Stra­te­gien abge­sucht.
Gleich­zei­tig sind wir genauso Syste­mi­sche Coaches und Fans der syste­mi­schen Zurück­hal­tung. Also beob­ach­ten wir viel, hinter­fra­gen die Ziel­zu­stände und ihre Bedin­gun­gen und brau­chen dafür die Kompe­tenz, die schwer fällt in Zeiten von Krisen: Geduld. Und Mut. Denn gerade in unsi­che­ren Situa­tio­nen fühlt sich ein Perspek­tiv­wech­sel, der ja immer ein Blick ins Unbe­kannte bedeu­tet, zunächst immer an wie ein Sprung vom Zehnmeterbrett.

In der gemein­sa­men Werte­ar­beit und unse­ren Reflek­tio­nen zur gemein­sa­men Entschei­dungs­fin­dung haben wir fest­ge­stellt, dass wir als selbst­or­ga­ni­sier­tes Team lieber beherzte Entschei­dun­gen tref­fen und diese hinter­her reflek­tie­ren als zu lange nicht zu handeln.

Jetzt, mit COVID-19, der Isola­tion und Unge­wiss­heit, spüren wir deut­li­cher denn je die verschie­de­nen Herzen in unse­rer Brust. Wir sind geübt darin, schnell zu handeln und doch auf sorg­fäl­tige Beob­ach­tung und beson­ne­nes Hinter­fra­gen bedacht. Das kann manch­mal ganz schön unru­hig machen.
Sonst, wenn’s mal unge­müt­lich wird, sagen wir ja auch immer, dass man arbei­ten muss mit dem, was da ist. Und dass das oft schon eine ganze Menge ist. Also versu­chen wir derzeit, wie gewohnt ressour­cen­ori­en­tiert vorzu­ge­hen und die Orga­ni­sa­tio­nen, die wir beglei­ten bei eben­dem zu unter­stüt­zen. Auch wenn die Situa­tion neu ist, die Haltung bleibt die glei­che: Wir glau­ben an trans­pa­rente Kommu­ni­ka­tion, weitest­ge­hend persön­li­chen Austausch, realis­ti­sche Liefer­ein­schät­zun­gen, ein händel­ba­res Back­log, Selbst­ver­ant­wor­tung, Verbind­lich­keit und vor allem Sinn­haf­tig­keit. Weil wir glau­ben, dass es einen Sinn hat. Viel­leicht nicht unbe­dingt in dem Sinne, dass jeder Kata­stro­phe einen posi­ti­ven Zweck haben muss, aber dennoch darin, dass es hilf­rei­che und auch lehr­rei­che Hand­lun­gen in jeder Situa­tion geben kann. Und wir wollen uns vor allem auch alle gegen­sei­tig unter­stüt­zen, beim Einkau­fen und beim Arbei­ten, damit wir uns darauf freuen können, bald wieder im Büro Meetings halten so können, mitein­an­der lachen, feiern, strei­ten und uns umar­men zu dürfen. Und bis dahin: Hände waschen, Skypen, Atmen nicht vergessen.