Grafik: Karl Bredemeyer

Häufig wird mir in Gesprä­chen mit Fami­lie, Freun­den oder Neu-/Kun­den die Frage gestellt: “Worin unter­schei­det sich das agile und das klas­si­sche Projekt­ma­nage­ment?”. Ich bediene mich hier immer gerne an einem Beispiel aus dem Sport. Dabei lässt sich das klas­si­sche Projekt­ma­nage­ment gut mit dem Bogen­schie­ßen verglei­chen. Der Sport­schütze bringt in der Vorbe­rei­tung auf seinen Schuss viel Zeit auf – er bezieht seine Umge­bung wie Witte­rungs­be­din­gun­gen, Abstand zum Ziel und so weiter und bishe­rige Erfah­run­gen mit ein. Das Ziel ist ihm in Form des schwar­zen Krei­ses auf der Ziel­scheibe bekannt. Und zack.

Das agile Projekt­ma­nage­ment lässt sich hinge­gen sehr gut mit dem Golf­sport erklä­ren. Beim Golf muss der Golf­spie­ler mit möglichst weni­gen Schlä­gen vom Abschlag bis ins Loch spie­len. Dabei muss er nicht nur auf die Rahmen­be­din­gun­gen – das offi­zi­elle Regel­werk – sondern bei jedem Schlag auch auf die Umge­bung achten: Also Witte­rungs­be­din­gun­gen, Abstand zum Loch, Sand­kuh­len, Hügel, Bäume und derglei­chen.). Außer­dem weiß er vor seinem ersten Schlag meis­ten “nur”, in welcher Rich­tung sich unge­fähr das Loch befin­det. Mit jedem Schlag nähert er sich dem Green und damit dem Loch an. Wo der Ball liegen bleibt kann der Golf­spie­ler nur unge­fähr planen – links auf dem Fair­way oder im Rough. Bei jedem neuen Schlag muss sich der Golf­spie­ler über seine aktu­elle Ausgangs­po­si­tion und ‑situa­tion im Klaren sein: Wie weit ist es noch zu Fahne, wie liegt der Ball, welcher Schlä­ger ist zu verwen­den.
Wer sich auf agiles Projekt­ma­nage­ment einlässt, muss sich vorher eini­ger Punkte bewusst sein:

  1. Verän­de­run­gen, und zwar posi­tive, wie nega­tive, sind Teil der Projekt­ar­beit (Der Platz, an dem der Ball liegt).
  2. Das Mitwir­ken des Auftrag­ge­bers ist ein zentra­les Element. In unse­rem Beispiel wären das die Rahmen­be­din­gun­gen und die Witte­rungs-/Platz­ver­hält­nisse.
  3. Es wird in itera­ti­ven Zyklen gear­bei­tet. Heißt: Es bedarf in den meis­ten Fällen mehre­rer Schläge bis zum Loch.
  4. Sich selbst orga­ni­sie­rende, eigen­ver­ant­wort­li­che Teams trei­ben das Projekt voran. Verglei­che Golf­spie­ler und Caddy.

Dieses stetige Nach­jus­tie­ren und Verän­dern auf das in der Ferne liegende Ziel, führt dazu, dass agile Projekte als länger laufend wahr­ge­nom­men werden im Vergleich zu klas­si­schen Projek­ten. Denn meist ist nur die vorge­ge­bene Ziel­rich­tung bekannt, aber noch gar nicht das fertige Endpro­dukt. Itera­tion für Itera­tion (Schlag für Schlag) schärft sich das Gesamt­bild des Endpro­dukts (Annä­he­rung ans Loch).

Dieser Vergleich soll aber nicht heißen, agiles Projekt­ma­nage­ment sei besser als klas­si­sches Projekt­ma­nage­ment. Dieser Vergleich soll auch nicht bedeu­ten, dass man ab sofort nur noch agile Projekt­ma­nage­ment Metho­den und Frame­works einset­zen muss. Es bedeu­tet viel­mehr, dass man sich bewusst sein sollte, in welchem Kontext man sich welcher Methode bedient.